Backup-Strategie 2025: Inkrementell vs. differenziell – 40 % schneller & 60 % günstiger im Crash-Fall

Wenn Ihr Restore heute 6 Stunden statt 30 Minuten dauert, liegt’s selten an der Hardware.

Wer heute Datensicherung und Datensicherheit als Ganzes versteht, kann morgen mit gezielten Maßnahmen Krisen in Chancen verwandeln.

73 % aller Datenverluste in KMUs passieren, weil IT-Verantwortliche zwei simple Verfahren verwechseln: „inkrementell“ und „differenziell“. Prüfen Sie in 60 Sekunden, ob Ihre Strategie zu den 73 % zählt.

Deshalb durchtrennen wir jetzt den Gordischen Knoten: Was steckt wirklich hinter Voll-Inkrementell- und Differenziell-Backups – und welche Methode verhindert Ihre nächste Katastrophe?

Kernkonzepte 🠒 Drei Verfahren im Visier

Um die drei Kernverfahren zu verstehen, stellen wir uns Ihre Datenmenge als ein digitales Bücherregal vor. Am Anfang (Montag) enthält es 100 Bücher. Jeden Tag kommen 10 neue Bücher hinzu.

Vollbackup (Baseline)

Die Methode: Jeden Tag wird eine komplette Kopie des gesamten Bücherregals erstellt.

  • Im Beispiel: Am Montag wird eine Kopie von 100 Büchern gemacht, am Dienstag eine neue, separate Kopie von 110 Büchern, am Mittwoch von 120, und so weiter.
  • Vorteil: Extrem einfache und schnelle Wiederherstellung, da immer nur eine einzige Datei (die des gewünschten Tages) benötigt wird.

Differentielles Backup

Die Methode: Nach einem ersten Voll-Backup werden nur die Daten gesichert, die sich seit dem letzten Voll-Backup geändert haben.

  • Im Beispiel: Am Montag wird das volle Regal (100 Bücher) kopiert. Am Dienstag werden nur die 10 neuen Bücher gesichert. Am Mittwoch werden die 20 neuen Bücher gesichert (die 10 von Dienstag + 10 von Mittwoch).
  • Vorteil: Guter Kompromiss zwischen Speicherplatz und Wiederherstellungsaufwand (benötigt nur das Voll-Backup + das letzte differentielle Backup).

Inkrementelles Backup

Die Methode: Nach einem ersten Voll-Backup werden nur die Daten gesichert, die sich seit dem letzten Backup (egal welchen Typs) geändert haben.

  • Im Beispiel: Am Montag wird das volle Regal (100 Bücher) kopiert. An jedem folgenden Tag werden immer nur die 10 neuen Bücher des jeweiligen Tages gesichert.
  • Vorteil: Benötigt am wenigsten Speicherplatz und ist am schnellsten in der Erstellung.

Speicherbedarf nach einer Woche im direkten Vergleich

Hier sehen wir, wie sich der gesamte Speicherplatz für alle Backups nach 7 Tagen entwickelt.

Backup-TypBerechnung des SpeicherbedarfsGesamtspeicherFaktor
Voll-Backup100+110+120+130+140+150+160 GB910 GB9.1x
Differentiell100 + (10+20+30+40+50+60) GB310 GB3.1x
Inkrementell100 + (6 × 10) GB160 GB1.6x

Fazit: Die Wahl der richtigen Methode ist immer ein Kompromiss. Das inkrementelle Backup ist am speichereffizientesten, aber die Wiederherstellung aus einem Voll-Backup ist am einfachsten und sichersten.

Detailvergleich 🠒 Welche Backup-Art ist die richtige für Sie?

Die Wahl der richtigen Backup-Art ist immer ein Balanceakt zwischen Geschwindigkeit, Speicherplatz und Sicherheit der Wiederherstellung. Es gibt keine universelle Lösung – die beste Wahl hängt von Ihren Prioritäten ab.

🟢 = „perfekt für tägliche Backups“, 🟡 = „Kompromiss“, 🔴 = „nur in Ausnahmen

KriteriumVollbackup (Referenz)InkrementellDifferenziellPraxistipp
Backup-Geschwindigkeit100 GB ≈ 2 h10 GB ≈ 10 min 🟢60 GB ≈ 45 min 🟡Täglich inkrementell → Zeitersparnis 90 %
Speicherverbrauch / 7 Tage700 GB 🔴160 GB 🟢460 GB 🟡Bei knappen Budgets → Inkrementell
Wiederherstellungszeit2 h (ein Band)2 h + 6×10 min = 2 h 40 min 🟡2 h + 45 min = 2 h 45 min 🟢Notfall-Differenziell schneller
FehleranfälligkeitSehr geringHoch (Kette reißt → alles weg) 🔴Gering (nur 2 Bänder) 🟢Prüfsummen + Cloud-Redundanz nutzen
Komplexität/Admin-AufwandMinimalHoch (Kettenpflege, Logs) 🔴Niedrig 🟢Automatisierte Tools (Veeam, Borg)
Ideal für…Wöchentliche/monatliche Basis-BackupsTägliche Backups mit begrenztem SpeicherGuter Allrounder, Balance aus Speed & Sicherheit

Täglich inkrementell + wöchentlich differenzielles Sicherungsband = bestes Preis-/Leistungs-Verhältnis für 90 % der KMUs.

Faustregeln 🠒 Welches Backup für welchen Zweck?

🛈 Greifen Sie immer auf ein Voll-Backup zurück, wenn…

  • … Sie die Basis für Ihre Backup-Strategie legen (z. B. einmal pro Woche)
  • absolute Einfachheit und maximale Sicherheit bei der Wiederherstellung oberste Priorität haben
  • … Sie nur relativ kleine Datenmengen sichern und Speicherplatz keine Rolle spielt

🛈 Wählen Sie ein inkrementelles Backup, wenn…

  • … Ihr Speicherplatz stark begrenzt ist
  • … Sie täglich sehr große Datenmengen sichern müssen und das Backup-Fenster kurz ist
  • … eine etwas längere Wiederherstellungszeit (RTO) für Sie akzeptabel ist

🛈 Wählen Sie ein differentielles Backup, wenn…

  • … Sie einen ausgewogenen Kompromiss suchen (der „goldene Mittelweg“)
  • … Ihnen eine schnelle und unkomplizierte Wiederherstellung wichtig ist, Sie aber nicht den Speicher für tägliche Voll-Backups haben
  • … Sie das Risiko minimieren wollen, dass eine einzelne defekte Sicherungsdatei die gesamte Kette unbrauchbar macht

Fazit für die Praxis: Die effektivste Lösung ist fast immer eine hybride Strategie. Zum Beispiel ein wöchentliches Voll-Backup, kombiniert mit täglichen differentiellen Backups. So verbinden Sie die Sicherheit des Voll-Backups mit der Effizienz der täglichen Sicherungen.

Praxis-Cases 🠒 Welches Verfahren rettet Ihr Szenario?

Jedes Unternehmen hat andere Anforderungen. Sehen wir uns drei typische Fälle an, um die Wahl der richtigen Backup-Strategie zu verdeutlichen.

Case 1: Der Onlineshop mit Live-Datenbank

Szenario: Ein mittelständischer E-Commerce-Shop, dessen Bestell- und Kundendatenbank sich im Minutentakt ändert. Ein Ausfall am Vormittag muss bis zum Mittagsgeschäft behoben sein.

Herausforderung: Extrem kurze Wiederherstellungszeit (RTO unter 2 Stunden) bei gleichzeitig hoher Datenänderungsrate. Die Wiederherstellung darf nicht von einer langen, fehleranfälligen Kette von Backups abhängen.

Analyse & Lösung:

  • Ein tägliches Voll-Backup würde zu lange dauern und die Systemleistung während der Geschäftszeiten beeinträchtigen
  • Ein inkrementelles Backup ist zu riskant. Eine Wiederherstellung würde zu lange dauern und bei Beschädigung eines Kettenglieds komplett fehlschlagen
  • Das differentielle Backup bietet hier den besten Kompromiss.

Gewählte Strategie: Ein wöchentliches Voll-Backup am Sonntag, kombiniert mit täglichen differentiellen Backups. Für eine Wiederherstellung am Freitag werden nur zwei Dateien benötigt: das Voll-Backup vom Sonntag und das differentielle Backup vom Donnerstagabend. Das ist schnell und robust.

Case 2: Das Anwalts- oder Arztarchiv

Szenario: Eine Kanzlei archiviert abgeschlossene Mandantenakten digital. 95 % der Daten sind statisch und werden nur noch zur Einhaltung der Aufbewahrungsfristen vorgehalten. Neue Akten kommen nur sporadisch hinzu.

Herausforderung: Große Datenmengen, aber sehr geringe tägliche Änderungen. Der verfügbare Speicherplatz für Backups ist begrenzt. Eine Wiederherstellung ist selten und nicht zeitkritisch (RTO > 24 Stunden).

Analyse & Lösung:

  • Der Hauptfokus liegt hier auf Speicherplatzersparnis. Die Wiederherstellungsgeschwindigkeit ist zweitrangig
  • Ein differentielles Backup würde mit der Zeit immer größer werden und unnötig Platz belegen
  • Das inkrementelle Backup spielt hier seine größte Stärke aus

Gewählte Strategie: Ein monatliches Voll-Backup, ergänzt durch tägliche inkrementelle Backups. Die täglichen Sicherungen sind winzig, da sie nur die wenigen neuen oder geänderten Dokumente umfassen. Der geringe Speicherbedarf rechtfertigt den höheren Aufwand im seltenen Fall einer Wiederherstellung.

Case 3 (Für Fortgeschrittene): Der moderne Hybrid-Ansatz

Szenario: Ein IT-Dienstleister möchte für seine Kunden die Vorteile aller Methoden kombinieren: schnelle tägliche Backups, geringer Speicherbedarf UND eine schnelle Wiederherstellung.

Herausforderung: Wie kann man die lange, fragile Wiederherstellungskette des inkrementellen Backups umgehen, ohne auf dessen Speichervorteile zu verzichten?

Analyse & Lösung:

  • Hier kommen moderne Backup-Technologien ins Spiel, die oft als „synthetisches Voll-Backup“ oder „Incremental-Forever“ bezeichnet werden
  • Der Trick: Es wird ein initiales Voll-Backup erstellt, gefolgt von täglichen inkrementellen Backups. Die Backup-Software führt jedoch im Hintergrund (z. B. am Wochenende) das alte Voll-Backup und die inkrementellen Sicherungen automatisch zu einem neuen, „synthetischen“ Voll-Backup zusammen.

Gewählte Strategie: Incremental-Forever mit synthetischem Voll-Backup

Vorteil: Die täglichen Backups sind blitzschnell (inkrementell). Der Speicherbedarf bleibt gering. Dennoch ist für eine Wiederherstellung immer eine vollständige, aktuelle Sicherung verfügbar, ohne dass eine lange Kette manuell wiederhergestellt werden muss. Dies ist die effizienteste, aber auch technologisch anspruchsvollste Methode.

Fazit 🠒 Vom technischen Muss zur strategischen Stärke

Datensicherung ist kein IT-Thema, sondern Ihr Versicherungs­schein gegen Stillstand.

Ob Sie morgen um 8:00 Uhr Krisenmanager oder Krisen­opfer sind, entscheidet sich an drei Parametern: RTO, RPO und der richtigen Backup-Kombination.

RisikoMaßnahmeDeadline
RTO > 2 hdifferenzielles Backup für kritische VMs aktivierenHeute
RPO > 15 minstündliche Inkrementals für SQL-Transaktionslogsinnerhalb von 48 Stunden
ungetestete BackupsRestore-Test im Kalender blockenjetzt!
fehlende VerschlüsselungAES-256 für Cloud-Repo einschaltenin 7 Tagen
DSGVO-LückenVerfahrens­verzeichnis aktualisierenin 30 Tagen

Rufen Sie Ihr Dashboard auf, klicken Sie auf „Restore-Test starten“ und stoppen Sie die Stoppuhr. Wenn Sie länger als 15 Minuten brauchen, wissen Sie, was zu tun ist.